eingedenk der Ostermärsche 2017
Wer erklärt mir den Krieg?
Kriegt da jemand
vom Kriegen nicht genug –
und was kriegt der Krieger?
Wer führt Krieg – und wohin?
Und wie sieht jemand aus, den
man mit Krieg überzieht?
Kann man Truppen auch
per Mail entsenden?
Und was bleibt von ihnen übrig,
wenn man sie zusammenzieht?
Bei welcher Lotterie kann ich
einen Krieg gewinnen?
Und wo kann ich ihn wiederfinden,
wenn ich ihn verloren habe?
Was ist eine gelungene
Operation – und wer ist der Arzt,
wer der Patient?
Was genau entscheidet eine Schlacht?
Und wer muss bluten
in den vielen blutigen Schlachten?
Wohin flieht
ein ausgebrochener Krieg?
Und wer nimmt dann
den Kampf auf?
Stehen Gefallene wieder auf und
stehen dann die Waffen still?
Und wer eröffnet dann das Feuer?
Ist beim Friedensschluss
der Friede am Ende?
Wer herrscht, wenn
Friede herrscht?
Und wo kann ich
Frieden stiften?
Wer erklärt mir den Krieg?
kann man krieg überhaupt erklären?
so viele fragen und viele schreckliche antworten.
derzeit möchte ich gar nicht nachdenken müssen.
liebe ostergrüße
gabriele
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Ja, es ist ein Thema, das einem immer wieder sprachlos zurücklässt (und über das man lieber nicht nachdenkt). Über die unsägliche Sprache des Krieges habe ich jetzt für mich immerhin ein Stück Sprache gegen die Sprachlosigkeit, in die mich das Kriegswesen Mensch immer wieder zu stürzen vermag, wiedergewonnen. Damit ist sicher auch noch nichts erklärt… aber die dem Thema inhärenten Paradoxien treten etwas deutlicher hervor. Vom Weltfrieden sind wir leider Lichtjahre entfernt… Dennoch: Friedliche Ostertage auch Dir!
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sehr beeindruckend, sehr
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Dankeschön!
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Bemerkenswert, dein Text. Und erschreckend, wie ergiebig unsere Sprache auf dem Feld der Redewendungen ist.
Gerade fällt mir ein, dass das häufige Verb „kriegen“ für „etwas bekommen“ auch hier angesiedelt ist; ist es sprachgeschichtlich so, dass man etwas „erkriegt“, erstreitet, erkämpft?
Was führen wir doch für ein Leben auf friedlosem Boden!
(Und dann will die automatische Korrektur meines Smartphones auch noch „Friedhofs Boden“ daraus machen.)
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Ja, genau: unser heutiges „kriegen“ dürfte aus einem „erkriegen“ gekürzt sein und ist abgeleitet von „Krieg“, das wiederum einen Bedeutungswandel von ‚Hartnäckigkeit‘ über ‚Anstrengung‘ zu ‚Streit‘ vollzogen hat, so sagen es zumindest die einschlägigen etymologischen Wörterbücher von Kluge wie von Pfeiffer.
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Wie wichtig das Kriegerische in der Geschichte war, dass es sogar in der Sprache, mit der doch eine zivilere Möglichkeit der Auseinandersetzung gefunden war, wieder so viel Raum einnimmt.
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Was für eine Umschreibung!!!
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Unsere Sprache kennt so viele Wörte und Umschreibungen für allerlei Dinge. Dennoch macht mich dein Text sprachlos. Er regt zum Nachdenken an. Vielen Dank dafür! LG Birdy
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Wer im Krieg für den Krieg mit dem Pfund wuchert und ihn dennoch verliert, der müsste wohl im Pfundbüro mal nachfragen …. 🤔🤔🤔
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Kriege entscheiden etwas, scheiden etwas. Frieden eint.
Frieden ist lediglich die Abwesenheit von Krieg; oder v.v. …. 🤔
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Im Gegensatz zu Krieg wird Frieden oft nicht als solcher wahrgenommen. Das gefährdet ihn.
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